Die Reihe unter dem Titel „Ausfahrt“ beschreibt eine Reise über die deutsche Autobahn. Der Fotograf beantwortet in seiner Serie keine Fragen, er wirft eher welche auf. Jörg Loeffke rückt die Orte in den Mittelpunkt, die für gewöhnlich nichts weiter als verwischte Flecken im Vorbeifahren sind. Nebensächlichkeiten, die meist nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen werden. Eine Türöffnung in der stets hermetisch wirkenden Schallschutzmauer, eine Kreuzung mit Fußgängern direkt am Zubringer, eine Gedenkstätte mit Friedhofskerzen unter der Leitplanke. Jörg Loeffke richtete neun Monate lang seine Aufmerksamkeit auf dem Weg zwischen Wuppertal und Hamburg auf die Merkwürdigkeiten dieser unwirklichen, unwirtlichen Orte neben der Fahrbahn. Orte, die eigentlich nicht gut für Menschen sind, es sei denn, sie sitzen im Auto. Doch da sind eben auch die Verpflegungsposten, die Servicestationen für Bifi und Benzin, für die Toilette und eventuell eine Torte oder Rinderkraftbrühe mit Einlage. Orte, die nie um die Gunst der Besucher werben müssen, weil sie in aller Regel aus irgendeiner Notwendigkeit angefahren werden. Jörg Loeffke hasst diese Orte, einerseits. Autobahnen mit all ihren Nebenerscheinungen, der Drängelei und latenten Aggression, sind ihm eigentlich zuwider. Aber, einmal den Fuß auf den Rastplatzboden gesetzt, beginnt der Mensch sofort, es sich unter diesen Bedingungen doch ein bisschen gemütlich zu machen. Und dann wird es grotesk. „Die schrecklichen Orte sind doch die interessanten“, weiß Jörg Loeffke. Dabei begegnet er dem vergeblichen Versuch, sich in einem unmenschlichen Umfeld nett einzurichten, nicht nur mit sanftem Spott, sondern auch mit Verständnis. Seine Blicke auf den zum Scheitern verurteilten Spagat zwischen Gemütlichkeit und Geschwindigkeit sind treffend, manchmal beklemmend, oft mit einem freundlichen Augenzwinkern, aber nie überheblich.

„Text-Auszüge von Silke Hohmann, Frankfurter Rundschau

Ausstellung: Bonn, Acht P!, Galerie in der Beueler Tapetenfabrik, Auguststraße 8, bis 20. April 2002, Trinitatis Kirche Bonn-Endenich 2007, Dies Academicus der Universität Bonn 2008